Ich bin ja eigentlich kein Fan davon, Pflanzen im Haus vorzuziehen. Ganz im Gegensatz zu Simon. Bei ihm fing es vor 14 Jahren an, mit einem Satz Tomatenpflanzen in unserer kleinen Studentenbude. Die wuchsen bis zur Decke, rochen sowas von intensiv und staubten wie der Dachboden meiner Oma. Das Ergebnis? EINE (!) einzelne Tomate. Die haben wir uns geteilt, war lecker. Aber für mich war Aufwand und Nutzen damit ungefähr so ausgeglichen wie die Titanik nach der Eisbergkollision. In den Folgejahren hat es Simon immer mal wider versucht mit der Voranzucht Drinnen, aber nach ein paar Wochen habe ich die Pflanzen frustriert nach draußen verbannt, pünktlich zum letzten Frost. Ihr könnt’s euch denken, oder? Alles weggefroren.

So, was ist jetzt in diesem Jahr anders? Zum einen haben wir nun unseren Anbau mit großen Fensterfronten. Da soll eigentlich Esszimmer und Küche rein, aber wenn’s nach Simon geht ist es ein angebautes Gewächshaus. Und wir haben im Herbst noch einige Beete vorbereitet und brauchen sehr viele Pflanzen. Nachdem unsere Voranzucht (draußen) im vergangenen Jahr so gut geklappt hat (Beitrag siehe HIER), möchte ich es nun doch auch mal drinnen versuchen.

Cellulose vs. Plastik

Pflanzenanzucht im Eierkarton
Pflanzenanzucht im Eierkarton

Im Herbst haben wir schon wie wild Samen bestellt und im Januar habe ich einen Monatsplan ausgearbeitet (siehe HIER). Der Plan ist wie folgt: Im Februar/März mit der Aussaat einiger weniger Sorten drinnen beginnen, ab April mit der Voranzucht draußen starten. Auf Pinterest und Instagram sieht man oft die Voranzucht in Eierkartons und Cellulose. Nachhaltig. Hübsch. Machen wir auch.

Unser Fazit:

Eierkartons und Cellulose-Töpfe sehen hübsch aus, funktionieren aber in der Praxis nicht.

Aber wir mussten leider schnell feststellen, dass diese Materialien gerade mal für’s Foto halten und einem dann wegschimmeln. Außerdem werden die Eierkartons schnell zu klein und beim Pikieren werden die noch viel zu empfindlichen Sämlinge schnell verletzt. Ich habe hierzu auch nach Erfahrungswerten bei der Instagram-Community gefragt und alle bestätigten: funktioniert nicht wirklich. Schade.

Reduce, Reuse, Recycle

Plastiktöpfe für die Pflanzenanzucht
Plastiktöpfe für die Pflanzenanzucht

Da wir schon viele Pflanzen gekauft und dadurch auch sehr viele Plastik-Töpfe haben, sind wir also wieder darauf ausgewichen. Reduce, Reuse, Recycle.

Tipp:

Die Plastik-Töpfe im oberen Korb der Spülmaschine mit einem kurzen Programm laufen lassen. Schon sind sie wieder bereit für den Einsatz!

Zusätzlich sammeln wir unsere großen Joghurt-Becher. Auch kleine Tontöpfe eignen sich gut für die Voranzucht. Auf der Samenpackung steht immer, wie die Samen ausgebracht werden müssen. Manche mögens dunkel, manche möchten über Nacht im Kühlschrank stehen und manche stehen auf heißes Wasser. Deshalb immer genau der Anleitung folgen : )

Gewächshauseffekt im Kuchenblech

Ein paar Samentütchen kommen mit dem Hinweis „unter Glas vorziehen“. Mangels eines Glas-Gewächshauses haben wir diese Samen einfach im Kuchenblech mit Deckel vorgezogen und in anderem geeigneten Plastikgefäßen – das hat ganz prima funktioniert! Man muss nur auf eine regelmäßige Luftzirkulation achten und darf die Gefäße nie ganz verschließen.

Übrigens: Idealerweise stellt man die Pflanztöpfe ins Wasser und gießt nicht von oben. Wir haben aber keine Wannen, die groß genug sind. Also immer fleißig mit der Sprühflasche benetzen, denn die Pflänzchen trocknen schnell aus (PS: prima Beschäftigung für Kinder! Allerdings geht dann auch immer was daneben. Oder auf die frisch geputzten Fenster).

Wenn die Stängel zu lang werden

Wenn die Keimlinge zu „lang“ werden, haben sie nicht genug Licht abbekommen. So kannst du sie retten: Vorsichtig rausnehmen und tiefer eintopfen, sodass sich am Stängel Wurzeln bilden können.

Keimlinge sind lang und dünn. Einfache Rettung: Pikieren und tiefer in die Erde setzen.
Problem: Keimlinge sind lang und dünn. Einfache Rettung: Pikieren und tiefer in die Erde setzen.

Wohin mit den ganzen Töpfen? Ins Pflanzenmobil!

Dschungel-Feeling im Wohnzimmer. Überall stehen Töpfe und die Pflänzchen darin gucken uns fragend an: Echt jetzt? Hier stellt ihr uns hin?? Nach einigen Versuchen ist für uns die beste Lösung: Ein Pflanzenmobil. Damit meine ich eigentlich nur einen Rollwagen. Wir nutzen dazu den Servierwagen Raskog von Ikea (Werbung/unbeauftragt) und ein günstiges Mini-Gewächshaus auf Rollen für 30 EUR aus dem Baumarkt. Das ist schon sehr wackelig, aber wir wollten jetzt nicht zu viel investieren. Ist ja erst mal alles zum ausprobieren. Der große Vorteil ist, dass wir die Pflanzen nun genau dahin schieben können wo es hell, aber nicht zu heiß ist. Denn zu viel direkte Sonne vertragen die Babys nicht. Zum abhärten ab April schieben wir die Wagen tagsüber immer wieder nach draußen.

Diese Pflanzen haben bei uns überlebt

Trial and Error: Die Voranzucht im Haus hat nicht nicht bei allen geplanten Sorten geklappt. Durch die Versuche mit Eierkartons haben wir einfache viele verloren. Aber das ist nicht schlimm, ab April/Mai kann man ja wieder draußen in Töpfen vorziehen : ) Nachfolgend also diejenigen Pflanzen, die es geschafft haben und somit das Prädikat „Geeignet für Anfänger“ verdienen:

Hardcore-Stuff:

Eher Kuschelrock und extra liebesbedürftig sind:

Ich bleibe dabei, dass mir die Voranzucht draußen lieber ist. Aber eine kleine Anzahl an Sorten lässt sich mit überschaubarem Aufwand im Haus vorziehen. Aber mit Mini-Jungle komm ich klar ; )

Happy gardening =D


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